ChangeTipp#02: Umgang mit Widerstand

Jedes(!) Change Projekt trifft in jedem Unternehmen immer auch auf internen Widerstand. Das ist normal, menschlich und unvermeidlich. Heute stelle ich einen Ansatz vor, um über diese Widerstände nachzudenken und mit diesen umzugehen. Dafür betrachten wir vier unterschiedliche Persönlichkeitstypen, klassifiziert nach ihrer Einstellung zum Veränderungsprozess. Außerdem gebe ich zu jedem Typ einige Tipps, wie diese am besten in den Change Prozess einbezogen werden können. Am Ende des Artikels gebe ich zudem noch einen Tipp, der für alle vier Typen gleichermaßen gilt! 

Vier Persönlichkeitstypen

Wir unterscheiden die folgenden Persönlichkeitstypen:

Pioniere

Was zeichnet Pioniere aus?

Pioniere sind grundlegend offen für Veränderungen, sehen den persönlichen Nutzen von Veränderungen und sind bereit, den Change Prozess aktiv und mit einer positiven Einstellung voranzutreiben.

Wie binde ich Pioniere in den Prozess ein?

Pioniere sind Gold wert für den Change Prozess! Sie sollten früh mit eigenverantwortlichen Aufgaben eingebunden und auch als Multiplikator eingesetzt werden. Aber: Don't take them for granted! Die Leistung von Pionieren sollte anerkannt und auch angemessen be-/entlohnt werden. Desillusionierte Pioniere sind Gift für die Veränderung.

Skeptiker

Was zeichnet Skeptiker aus?

Skeptiker haben typischerweise konkrete Bedenken gegenüber dem Projekt, aber erwarten nicht unbedingt negative Auswirkungen auf sich selbst. Insgesamt überwiegt die ablehnende Einstellung.

Wie binde ich Skeptiker in den Prozess ein?

Skeptiker machen häufig einen großen Anteil der Beharrungskräfte im Unternehmen aus. Gelingt es ausreichend Skeptiker zu überzeugen und zu motivieren, kann es plötzlich vorangehen. Daher sollten deren Vorbehalte genau erfragt und (wenn möglich) auch berücksichtigt werden. Am besten werden Skeptiker aktiv in den Change Prozess einbezogen und erhalten dabei auch Gelegenheit, Änderungen zu erarbeiten, die in ihrem eigenen Arbeitsumfeld einen Nutzen haben.

Bremser

Was zeichnet Bremser aus?

Bremser sehen zwar vielleicht die Notwendigkeit einer Veränderung, sind aber unsicher bzgl. negativer Auswirkungen für sich selbst, was zu einer deutlich negativen Einstellung führt.

Wie binde ich Bremser in den Prozess ein?

Am besten geht man offensiv mit Bremsern um, indem man sie aktiv einbezieht und ihnen dabei die Gelegenheit bietet, ihre Ängste und Eigeninteressen klar herauszuarbeiten. Es gilt, gemeinsam mit ihnen die künftige Situation genau zu betrachten und Lösungen zu erarbeiten, wie die persönlichen Interessen under den neuen Rahmenbedingungen realisiert werden können.

Saboteure

Was zeichnet Saboteure aus?

Saboteure lehnen die Veränderung grundsätzlich ab und bekämpfen diese aktiv, z. B. indem sie sich weigern, neue Tools oder Abläufe zu verwenden, oder intern Stimmung gegen die Neuerungen machen. Neben einer grundlegenden Haltung, die Veränderungen prinzipiell ablehnt, stehen oft auch konkrete Befürchtungen bezüglich der eigenen Situation im Mittelpunkt.

Wie binde ich Saboteure in den Prozess ein?

Saboteure einbinden ist ein wichtiger Teil des Prozesses! Der Versuchung, sie zu ignorieren und mit den Mitarbeitenden zu arbeiten, die offener für den Prozess sind, ist groß. Aber: Es ist besser, aktiv auf Saboteure zuzugehen und den aufrichtigen(!) Versuch zu machen, ihre persönlichen und sachlichen Vorbehalte herauszuarbeiten und mit Lösungen zu beantworten. Gelingt dies nicht, ist jedoch zu bewerten, wie riskant der weitere Verbleib der Person in ihrer Position für das Veränderungsprojekt bzw. für das Unternehmen ist. Aktiv auf Saboteure zuzugehen erlaubt es auch, sie im Blick zu behalten und umgehend Konsequenzen einzuleiten, wenn das Risiko zu hoch wird.

Ein Tipp zum Umgang mit allen Persönlichkeitstypen!

Ein Tipp, der im Kontext Widerstand gegen Change beim Umgang mit allen Mitarbeitenden wichtig ist: Auf die eigenen Emotionen achten! Widerstand nervt und kann frustrieren. Aber: Widerstand ist normal, menschlich, unvermeidlich. Wer etwas bewegen will, muss Kraft aufwenden! Und wer mit Change beauftragt ist, muss mit unterschiedlichen Formen des Widerstands umgehen. Am besten gelingt dies, wenn man Widerstände nicht persönlich nimmt und immer wieder bereit ist, aufrichtig und offen nach gemeinsamen Lösungen für Bedenken und Sorgen zu suchen. Hinter jedem Widerstand stehen bestimmte Interessen und Bedürfnisse. Wenn wir diesen offen begegnen und uns fragen, wie wir den Widerstand am besten nutzen können, wird es besser gelingen, gemeinsame Lösungen zu finden.